Restaurierungsmaßnahmen der Architekturgliederungselemente und Zierteile aus Putz und Kunststein an den Fassaden der Radetzky Kaserne
Die Radetzky Kaserne wurde im Jahr 2020/2021 aufgrund ihres schlechten Zustandes begutachtet, notgesichert und, um den ursprünglichen Gesamteindruck wiederherzustellen, restauriert. Die Kaserne wurde als repräsentativer Bau im Stil der Neorenaissance 1894-96 erbaut. Die Architektur- und Zierteile bestehen größtenteils aus Romanzement-Gussteilen, die Dekoration (Blattdekor, Knorpelwerk) oberhalb der Uhren am Turm besteht aus frei angetragenem, ebenfalls romanzement- gebundenen Putz.
Als Graf-Radetzky-Infanteriekaserne auf der Schmelz errichtet, bestand der Gebäudekomplex aus einem viergeschoßigen Stabsgebäude, einem vier- sowie einem zweigeschoßigen Mannschaftsgebäude und einem Arrestgebäude. Die Räumlichkeiten der Kaserne boten innerhalb der letzten Jahrzehnte Unterkunft für diverse Instanzen, wie z.B. dem Bundesherr, der deutschen Wehrmacht sowie heutzutage den Sitz des Wiener Militärkommandos. 1984–87 erfolgte eine Generalsanierung der Gebäude. Seit dem Bestehen des Gebäudes wurden die Fassaden im Laufe der Zeit mehrfach überarbeitet: Ausbesserungsphasen, massive Eingriffe in die historische Substanz sowie Überzug mit Putzüberrieben.
Die Oberflächen wiesen starke Verwitterungsschäden, Vogelkot und Sinterkrusten auf, welche zu einer optisch störenden Dunkelfärbung führten. Das Schadensausmaß im Bereich der Gussteile wurde erst nach Abnahme des Letztanstrichs sowie des Überriebs sichtbar: starke Feuchte-/Salzbelastung, Schalenbildung, Abplatzung, Rissbildung, unpassende frühere Restaurierungsarbeiten, Absandung, rostende Armierungen, Pflanzenbewuchs, Wasserschäden.
Aufgrund des schlechten Zustands der Fassade, der statischen Beschaffenheit und der Absturzgefahr, mussten im Vorfeld an die Arbeiten, etwaige Architektur- und Zierteile notgesichert bzw. absturzsicher gemacht werden.
Folgende Arbeiten wurden durchgeführt: Abnahme unpassender Instandsetzungsarbeiten, lockerer/mürber Zier- und Architekturteile; Austausch, Reinigung und Rostschutz bei geschädigten Armierungen; Reinigung/Freilegung der Altanstriche und Überriebe; Biozidbehandlung; Konsolidierung der Risse sowie lockerer Kunststeinteile mithilfe von Festigung, Hinterfüllung, Vernadelung oder Verklebung; Ergänzungsarbeiten; Abformung/Neugüsse der Gussteile; KorrOberflächenbehandlung mit unpigmentierter Schlämme; Anstrich im befundeten Farbton.
Besonderheiten des Projekts waren die Kunststeinneugüsse, die aufgrund der stark geschädigten Baluster und Halbbaluster sowie einen Großteil der Kapitelle und Pilasterbasen von Uhrturm und Risalite gegossen werden mussten. Die Abformung der Kapitelle erfolgte mit Silikonkautschuk an einem intakten Kapitell vorort. Andere Gussteile wurden, um eine intakte Oberfläche zu gewährleisten, abgenommen und jeweils eines pro Art für die Herstellung einer Silkonform restauriert. Die Positivgüsse bestehen aus armiertem bestandskonformen Kunststeinmörtel, der ebenfalls den Witterungseinflüssen einer Außenfassade standhält. Nach Versetzen der Neugüsse, wurden die Fugen mit farblich angepassten Kunststeinmörtelmassen geschlossen.
Die Restaurierungsmaßnahmen für die Radetzky Kaserne hatten das Ziel den ursprünglichen Gesamteindruck der in den letzten Jahrzehnten stark in Mitleidenschaft gezogenen Fassade zu erhalten bzw. in den stark überarbeiteten Bereichen wiederherzustellen. Neben der substanzschonenden Freilegung und Reinigung der Oberflächen, der Konsolidierung der
Substanz, der Schutz vor Mikroorganismen, der Kunststeinergänzung und der Neugüsse sowie der Maßnahmen gegen Umwelteinflüsse wurde stets Rücksicht auf das historische Erscheinungsbild der Fassade gelegt.