Magistratisches Bezirksamt 15. - Gasgasse

Mit dem raschen Anwachsen der Gemeinde Fünfhaus wurde auch der Wunsch nach einem neuen Amtshaus immer größer, sodass 1881 neue Bauparzellen angekauft wurden. Nach der Ausschreibung für das Bauprojekt wurde die sofortige Ingriffnahme des Baues beschlossen.

 

In den letzten Jahren restaurierte unsere Firma alle Fassaden des Magistratischen Bezirksamt des 15. Wiener Gemeindebezirks. Einige Arbeiten werden 2022 noch ausgeführt.

 

Ein neues Amtshaus

Das Bezirksamtsgebäude wurde an der Stelle des Hofs der ehemaligen Fünfhauser Brauerei in den Achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts erbaut. Das Amtshaus wurde nachweislich von den Architekten Gustav Matthies und Alois Schumacher im Stil der Neu-Wiener-Renaissance gestaltet und in den Jahren 1882 bis 1884 erbaut. Die mächtige viergeschossige Vierflügelanlage umschließt zwei Höfe und ist in Risalite mit Riesenpilastern gegliedert. Über der zweigeschossigen rustizierten Sockelzone erhebt sich die zweistöckige Obergeschosszone mit Nullflächen aus Sichtziegelmauerwerk und verputzten Eckrisaliten. Die Risalite der Hauptfront an der Rosinagasse werden durch Dachbauten mit Firstgittern akzentuiert. Die Figuren an den Zierelementen sind aus Romanzement.

Verhängnisvolle Renovierungen aus der Vergangenheit

Das Bezirksamtsgebäude ist ein sehr gutes Beispiel für die verheerenden Spätfolgen falscher Renovierungsarbeiten der vergangenen Jahrzehnte. Fast alle Bereiche waren von Zementüberrieben überzogen, was zur Folge hatte, dass die Verdunstung der Mauerfeuchtigkeit verhindert wurde und sie dadurch höher aufsteigen konnte. Somit waren an allen Fassaden erhebliche Putzschäden vorzufinden, vor allem aber die Wetterseite am Friedrichsplatz war betroffen. In manchen Putzbereichen ließen sich noch zusätzlich Dolomitsand mit dem Schadsalz Magnesiumsulfat finden. Der Kalkputz wurde unter der Diffusionssperre schadhaft und verlor die Anbindung an das Mauerwerk.

 

Auch die originalen Einputzungen waren teilweise schon abgefallen, wodurch Figuren an diesen Stellen quasi in der Luft hingen. Die Putzanschlüsse zu den Blechen waren ebenfalls fast überall aufgerissen. Die mit Steinplatten aus Mannerdorfer Kalkstein verkleidete Sockelzone wurde durch den Zementputz stark beschädigt. Dieser bewirkte, dass die Feuchtigkeit im Mauerwerk hochzog.

 

 

Die nachträglich im Sockelbereich verlegten Leitungen lagen durch Putzschäden zum Teil bereits offen.

Durch die Schäden wurde die verschwärzte Originaloberfläche (z.B. an den Figuren des Mittelrisalits) sichtbar, was zeigte, dass die Fassade ursprünglich nicht gestrichen war. Der aufgewitterte Anstrich der Kastenfenster offenbarte, dass auch diese ursprünglich nur mit Ölfarbe angestrichen waren.

 

Die Nullflächen der beiden oberen Hauptgeschosse sind zwischen den Risaliten als Sichtziegelfassade gestaltet. Hierbei handelt es sich nicht um härter gebrannte Klinkerziegel, sondern um normale Mauerziegel. Bis auf den Anstrich sind die Ziegelflächen später offenbar nicht mehr überarbeitet worden.

 

Die Verblechungen der Fensterverdachungen wurden oberhalb mit Zementmörtel ohne Dehnungsfugen eingeputzt und sind dementsprechend gerissen. Die defekte Gesimsverblechung zog dazu einige Wasserschäden nach sich.

Neue Fassadenoberflächen

Die Renovierungen aus den letzten Jahrzehnten zogen tiefgreifende Schäden mit sich, weshalb wir sämtliche Fassadenoberflächen von allen Dispersionsanstrichen, zementhältigen Überrieben und Überputzungen befreiten und bis auf die ursprünglichen Oberflächen abnehmen mussten. Auch die Anstriche der Ziegeloberflächen mussten vollständig entfernt werden.

 

Alle mechanischen Reinigungsverfahren wurden unter möglichster Schonung der Materialien bzw. deren Oberflächen durchgeführt. Die Sinterschichten im Bereich des Sichtziegelmauerwerks wurden mit Ätzflüssigkeit oder essigsaurer Tonerdelösung angelöst und die Nachwaschung erfolgte mit reinem Wasser unter Zuhilfenahme von weichen Bürsten. Zum Schluss wurde eine Nachreinigung mit Kleinwerkzeug durchgeführt. Für die Kleinergänzungen innerhalb der Sichtziegelflächen wurde darauf geachtet, dass der Ergänzungsmörtel dem Bestand in Farbe, Körnungen, Farbton und Oberflächenbearbeitung angepasst wurde.

 

In den stark angegriffenen Sockelbereichen wurden erst Entsalzungen mittels Zellulosekompressen mehrmals durchgeführt. Die Fehlstellen und Fugen wurden dann mit an den Bestand angepassten Feinmörtelmassen mit hydraulischem Kalk und Weißzement als Bindemittel ergänzt. Sämtliche beschädigten Verblechungen wurden von einer versierten Spenglerfirma durch Zinktitanblech erneuert und die fehlenden Dehnungsfugen wurden ausgebildet.