Die Wiener Hofburg

Die Hofburg zu Wien war vom 13. Jahrhundert bis 1918 die Residenz der Habsburger in Wien. Heute ist sie der Amtssitz des Österreichischen Bundespräsidenten. Sie ist der größte nicht kirchliche, zusammenhängende Gebäudekomplex Europas. Unsere Firma restaurierte 2020 die Südfassade des Kesselhaushofs, welcher 2005 überdacht wurde. Im darauffolgenden Jahr restaurierten wir die Fassade des Festsaaltrakts zum Heldenplatz hin.

 

Kongresszentrum mit langer Geschichte

Der bemerkenswerte zweiphasige Bau verbindet den Leopoldinischen Trakt mit der Neuen Burg. Von Carl Hasenauer 1866 geplant und von Gottfried Semper 1869 für das Kaiserforum großzügig umgestaltet, wurde der Festsaaltrakt in den Jahren 1910 bis 1923 von Ludwig Baumann, dann doch von Sempers Plänen abweichend, errichtet.

Der ca. 1.000m² große Festsaal wurde als Thronsaal konzipiert, aber nie als solcher verwendet. Seit 1958 wird der Festsaaltrakt als Kongresszentrum von der Hofburg Kongresszentrum & Redoutensäle Wien genutzt und seit 1992 unterhält dort die OSCE ein Büro für die Veranstaltungsorganisation.

 

Es ist ein U-förmiger Bau mit Hauptfassade zum Heldenplatz hin. Der rustizierte gebänderter Sockel besitzt vergitterte Rundbogenfenster, die originalen Holztore sind noch erhalten und die Steinbalustrade ist vorgelagert. Die Oberzone der Fassade ist durch Lisenen mit vertieften Schäften, gekoppelten Voluten- und gesimstragenden Löwenkopfkonsolen gegliedert Dazwischen befinden sich gerade verdachte Fenster des Festsaals und Reliefs in den Sturzfeldern der Unterteilung. Puttenskulpturen und leere Inschriftentafeln von Georg Leisek schmücken ebenfalls die Fassade. Die Attikabalustrade zieren verdachte Ochsenaugen zwischen den Postamenten.

 

 

Der Kesselhaushof ist Teil des Feststaaltrakts. 2005 wurde er mittels eines EU-weiten Wettbewerbs überdacht und in einen Konferenzsaal umgebaut. Dabei wurde der Kesselhaushof an der Schnittstelle zwischen der historischen Hofburg und dem Festsaaltrakt des 19. Jahrhunderts überbaut. Die dreigeschossige Stahl-Glas-Konstruktion dockt an den Festsaaltrakt an, während alle anderen historischen Fassaden des Innenhofs freigespielt wurden.

Die Südfassade des Kesselhaushofes ist durch einen geschichteten Wandaufbau gegliedert. Dies äußert sich durch die vertieften Wandfelder, Rundbogenfenster, Lisenen mit vertieften Schäften und Bossenausformungen.

Beeinträchtigter Gesamteindruck

Die Steinoberflächen der Fassade des Festsaaltrakts waren allgemein stark verunreinigt und es wurden zahlreiche Bereiche mit Wasserschäden vorgefunden. Diese sind durch fehlende oder auch schadhafte Verblechungen entstanden. Die starken Versinterungen in den regenabgewandten Bereichen führte durch auftretende Spannungen zu Rissbildungen und Brüchen in der Substanz. Zusätzlich waren die Oberflächen durch Pflanzenbewuchs belastet. Das uneinheitliche Gesamtbild der Fassade war den materialtechnisch und farblich unpassenden Vierungen und Ergänzungen vergangener Interventionen zu verschulden.

 

Das Hauptgebälk der Südfassade im Kesselhaushof wies bereits lockere Steinpartien und massiv gebrochene Teile auf, weshalb Neugüsse für die stark korrodierten Konsolen und Rosetten nötig waren. Aus statischen Gründen konnten auch kleine Teile dieser nicht erhalten werden. Dafür wurden sorgfältig Silikon-Negativformen anhand intakter Zierteile abgenommen. Die kartierten Vierungen konnten mit ausreichenden Armierungen gekittet, inkrustiert und geschlämmt werden, sodass das Setzen von Natursteinvierungen nicht erforderlich war.

Neuer Glanz in passend homogener Erscheinung

Durch den starken Pflanzenbewuchs war unter anderem eine Biozidbehandlung notwendig, um weitere Schäden durch Mikroorganismen vorzubeugen. Wie auch bei der Restaurierung der Südfassade des gegenüberliegenden Kesselhaushofs wurde der für Ergänzungen, Kittungen und Inkrustationen verwendete Kunststeinmörtel hinsichtlich seines optischen Erscheinungsbildes sowie in seinem physikalischen Verhalten dem Material des Bestandes angeglichen. Dabei wurden Inkrustationen mindestens zweilagig mit verschiedenen Körnungen ausgeführt. Alle Rekonstruktionen bildhauerischer Elemente wurden unter der Berücksichtigung des Alterungswertes und nur im für die formale Lesbarkeit der Darstellung erforderlichen Ausmaß vorgenommen.

 

Um eine dem Originalbestand entsprechende Oberflächenstruktur zu erzielen, wurden die Ergänzungen mit Spachteln und anderem Modellierwerkzeug geglättet oder nach dem Abbinden abgezogen. Auch hier wurden größere Kittungen und Ergänzungen abgebrochener Ecken, Kanten oder exponierter Teile mit Nirostastäben vernadelt. Wo erforderlich, wurden Retuschen an Ergänzungen vorgenommen, ebenfalls zur besseren Eingliederung in den Bestand und zur Wiederherstellung eines passenden Gesamteindrucks.