Jesuitenkirche

Die Jesuiten in Wien waren ein großer Bestandteil des akademischen Betriebs an der Universität. Im Jahr 2020 übernahm unsere Firma die Restaurierung der Stein- und Metallteile im Bereich der gesamten Fassadenfläche inkl. der Turmfassaden.

 

250 Jahre lang Universitätskirche

Im Jahr 1623 wurde das Kolleg der Jesuiten mit der Universität vereinigt. Die Jesuiten übernahmen dann die Lehrstühle der humanistischen, philosophischen und theologischen Disziplinen. Von 1624 bis 1631 entstand die Jesuitenkirche als Teil des Neubaus. Geweiht wurde die Kirche den Heiligen Ignatius und Franz Xaver.

 

Um 1702 erfolgte eine Umgestaltung durch den Jesuitenbruder Andrea Pozzo, welcher Architekt, Bildhauer und Maler war. Der Innenraum wurde im Stil des Römischen Hochbarock gestaltet und die Fassade wurde um zwei Türme erweitert. Die neuen hohen Turmhelme wurden mit Kupferblech verkleidet und mit feuervergoldeten Kronen- und Kreuzaufsätzen versehen. In die bestehenden Fassadennischen wurden mit Öl-Bleiweiß gefasste Steinstatuen eingestellt und neue Holzportale mit Laub- und Bandlwerkornamentik mit verzinnten Zierbeschlägen eingesetzt. Dabei waren die Architektur- und Zierteile in gelblichem Steinfarbton („beige“) und die Nullflächen in gebrochen Weiß gefasst.

 

Im 19. Jahrhundert wanderte der akademische Betrieb allmählich ab und so wurde das Kolleg unter anderem als Depot verschiedener Museen genutzt.

 

Von 1986 bis 1998 folgte eine Generalsanierung des Gesamtkomplexes. Dabei wurde die Fassade in weißem und ockerfarbigem Dispersion-Silikat-Anstrich gefasst (organisch gebundenes Anstrichsystem).

Rostige Restaurierungsarbeiten

Wegen der starken Verschmutzung wiesen viele Bereiche der Fassade eine Dunkelfärbung auf. Zusätzlich ein großer Teil der Fassade von biogenem Bewuchs wie Moose und Flechte betroffen, weshalb eine Biozidbehandlung durchgeführt wurde. Die Regenschattenzonen waren mit dicken (Gips-) Sinterkrusten überzogen, was zur Schädigung des Steins bzw. des Putzmaterials in diesen Bereichen führte.

 

Reparaturen früherer Sanierungs- und Restaurierungsoffensiven waren nicht entfernt worden, was Folgeschäden am anstehenden Steinmaterial verursachte. Denn es waren unter anderem zu harter Ergänzungsmörtel benutzt worden sowie nicht rostfreie Eisennägel und – drähte für Kittungen eingesetzt worden. Diese korrodierten und zermürbten die Steinsubstanz sukzessive.

 

Auch die originalen Verklammerungen waren im Zuge der früheren Restaurierungen nicht gegen Rostentwicklung geschützt, sondern nur mit überhärteten Zementergänzungen überdeckt und kaschiert worden.

 

Unter dem starken mineralisch gebundenen Putzüberrieb aus 1993 waren noch der ursprüngliche frühbarocke Putz und die Farbfassung aus dem Hochbarock vorhanden, welche vor Auftrag des Überriebs jedoch nicht gereinigt worden waren. An den meisten Stellen konnte der Putzüberrieb belassen werden.

 

Der Sockelbereich war vorwiegend durch Feuchtigkeit, Salze und deren Folgeerscheinungen belastet.

Neuer Glanz für die Universitätskirche

Grundlage der Restaurierungsarbeiten bildete die Biozidbehandlung zur Entfernung der Insekten und Pflanzen. Die im Zuge früherer Instandsetzungsoffensiven aufgebrachten Anstriche auf den Steinoberflächen wurden belassen, um die historisch gewachsene Schichtenfolge nachvollziehen zu können.

 

Lediglich die in Material und Farbe nicht entsprechenden Ergänzungen und Kittungen aus Kalkzement- oder Grauzementmörtel wurden entfernt. Der zuletzt aufgetragene Putzüberrieb wurde nur dort abgeschlagen, wo er bereits hohlliegend und/oder mürbe war und keine Haftung mehr zum Untergrund aufwies.

 

Die bestehenden Armierungen aus Eisen konnten belassen werden. Sie wurden mit Drahtbürsten gereinigt, mit Bleiminium grundiert und zum weiteren Schutz vor Korrosion mit Kunststeinmörtel eingeputzt und/oder mit Naturstein-Inlays überdeckt.
Für die Vierungen wurde artgleicher Kalksandstein (Zogelsdorfer Kalksandstein aus Altbeständen, Pietra-Dura-di-Vicenca) verwendet. Gemeinsam mit den Inlays über den Eisenschließen wurden im Bereich der Fassadenflächen inkl. der Turmfassaden insgesamt 54 Natursteinvierungen versetzt.

 

Auf den Steinoberflächen wurde eine mehrlagige unpigmentierte Schlämme zur Erhöhung der Resistenz gegen Witterungseinflüsse als Grundierung aufgetragen. Die geschlämmten Stein- und Kunststeinteile sowie sämtliche übrige Steinteile wurden mit SOL-Silikat-Farbe oder Silikonharzfarbe im befundeten Farbton gefasst. Die neu geputzten Flächen innerhalb der Fassadennullflächen wurden dann analog zu den Zier- und Architekturteilen zuerst mit Kalkschlämmen grundiert. Abschließend wurde die gesamte Nullfläche mit Silikatfarbe im befundeten weißen Farbton gefasst.

 

Metallrestaurierungen wurden am Strahlenkranz am Aufsatzgiebel, den Knäufen und Kreuzen an den Turmdächern sowie an den Attributen der Heiligenstatuen durchgeführt.