Josephinum

Geschichte der Medizin

Der frühklassizistische Repräsentationsbau bildet ein Gesamtkunstwerk aus Architektur, der Ausstattung und seinen wissenschaftlichen Sammlungen, darunter Wachsmodelle aus Florenz. Das Josephinum besitzt europaweit eine einzigartige Sammlung anatomischer und geburtshilflicher Wachspräparate. Es beherbergt auch die Sammlungen der Medizinischen Universität Wien, darunter chirurgische Instrumente und medizinische Schriften und Publikationen aus dem 15. Bis 18. Jahrhundert. Heute befindet sich darin das Institut für Geschichte der Medizin der Medizinischen Universität Wien.

Josephinum, 1090 Wien

Das Josephinum wurde 1783-85 nach dem Entwurf des Hofarchitekts Isidore Canevale errichtet. Kaiser Joseph II. gründete 1785 die medizinisch-chirurgische Akademie, um den damals nur handwerklich ausgebildeten Feldchirurgen sowie den Hebammen auch wissenschaftlich auszubilden. Inspiriation für das Josephinum wurde im französischen klassizistischen Barock gefunden, der auf strengere Formen zurückgreift. Wie auch sein Vorbild, das Le Petit Trianin in Versailles, ist das Josephinum als streng symmetrische, dreigeschossige Dreiflügelanlage konzipiert und durch einen kräftig hervortretenden Mittelrisalit bestimmt. Das Formenrepertoire der Fassadenornamentik stellen klassizistische Kapitelle dar sowie Eichenlaubgirlanden, die die Schlusssteine der Fenserlaibungen des Hochparterres flankieren. Gekrönt wird es durch die Attika mit mächtiger Wappenkartusche, Doppeladler und goldenem Vlies. Darunter befindet sich außerdem eine lateinische Inschrift. Das Gebäude wurde in Form einer Putzfassade ausgeführt. Naturstein wurde nur sparsam für feingliedrige und stark beanspruchte Bauteile verwendet.

Efeu als Schadensbeschleuniger

Hochgradige Verschmutzung drangen bereits weit in das Gefüge ein was zu einer Oberflächenverdichtung führte, die dann eine Schalenbildung nach sich zog. Auch an den Steinelementen wurden ausgeprägte Schadensbilder vorgefunden. Die Verputzungen aus dem 20. Jahrhundert waren zementhaltig, wodurch eine großflächige Schichttrennung und Abplatzungen verursacht wurden. Die Schäden wurden durch die stark frequentierte Währinger Straße deutlich beschleunigt. Stark versalzene Bereiche ließen sich vor allem am Zahnschnittfries vorfinden. Die biogene Besiedlung durch den Efeubewuchs führte dazu, dass Wasser über längeren Zeitraum an der Fassade verblieb, wodurch Spannungen unter anderem auf das Mörtelgefüge ausgeübt wurden. Auch an den Metallelementen wie Attikainschrift und den vergoldeten Bereichen gab es unterschiedliche Metallkorrosionen

Neuer Schutz gegen Verwitterungen

Die obersten nicht entstehungszeitlichen Putzschichten wurden zur Gänze abgenommen wie auch der Putzüberrieb und die Zementschlämme. Die Natursteinelemente mussten nach der Reinigung von diversen Mörtelüberzügen befreit werden. Die vielen Sinterbereiche wurden mittels Ammoniumkarbonatkompressen und Sandstrahlverfahren entfernt. Um die Substanz von bauschädlichen Salzen zu befreien, wurden Wasser-Zellstoffauflagen angelegt.

Größere Fehlstellten erforderten Natursteinvierungen, welche mit widerstandsfähigem Kalkstein durchgeführt wurde. Zum Schluss wurde die stark exponierte Attika mitsamt Attikafigur und Wappen hydrophobiert, um weitere Schäden durch die Witterung vorzubeugen. Kalkschlämme wurden mehrmals auf die gesamte Putz- und Steinoberfläche aufgetragen. An den dekorativen Elementen wurden Kalkschlämme so aufgetragen, dass sie in ihrer Lesbarkeit nicht eingeschränkt werden. Außerdem wurden die lateinischen Inschriftbuchstaben abgenommen und restauriert.