Feuerwache "Am Hof"

Das Bürgerliche Zeughaus beherbergte von 1562 bis Ende des 19. Jahrhunderts einen großen Vorrat an Waffen, Pulver und Munition. Nachdem 2007 ein Baukran von einer Sturmböe umgeweht wurde und in das Gebäude krachte, folgte die Restaurierung des Skulpturenschmucks der Hauptfassade. Unsere Firma restaurierte und revitalisierte diesen im Jahre 2013.

Von Zeughaus zu Feuerwache

Seit dem ausgehenden Mittelalter verwahrte die Stadt Wien im Bürgerlichen Zeughaus Waffen, Pulver und Munition.

Die monumental gestaltete Fassade ist besonders reich mit bauplastischem Dekor versehen. Als ausführender Künstler ist der kaiserliche Hofbildhauer Lorenzo Mattielli belegt. In der Mitte der Attika über dem Giebel der Ädikula stehen auf einem weiteren Sockel die Personifikationen von Constantia (links) und Fortitudo (rechts), die eine große goldene Erdkugel tragen. Bei den Figuren handelt es sich um die bildliche Umsetzung des Wahlspruchs Kaiser Karls VI.

 

In den Jahren 1731 bis 1736 erfolgte ein Umbau nach Plänen des ehemaligen fürstlich Liechtensteinischen Hofingenieurs und bürgerlichen Zeugwarts Anton Johann Ospel. Der Aspekt der Repräsentation gewann zunehmend an Bedeutung in der Nutzung des Gebäudes. Hier wurden unter anderem Beutestücke aus den Türkenkriegen aufbewahrt und dekorativ arrangiert.

Das Zeughaus wurde im 19. Jahrhundert mehrmals geplündert und im Zuge der Wiener Weltausstellung im Jahr 1872/73 zu einem Waffenmuseum umgestaltet. 1885 begann die Übersiedlung der Waffen ins Rathaus, wo sie den Kern des neu gegründeten Historischen Museums der Stadt Wien bildeten. Das frei gewordene Zeughaus wurde der Wiener Berufsfeuerwehr als Zentrale übergeben.

 

1945 traf das Gebäude eine Bombe und mehrere Restaurierungen sowie Rekonstruktionen folgten darauf. Die auch heute noch bestehende Figur der Fortitudo ist eine Totalrekonstruktion der 1950er Jahre und besteht aus Aflenzer Kalksandstein.

Während der Umbauarbeiten an der Zentralfeuerwache im Jahr 2007 wurde ein Baukran von einer Sturmböe erwischt und auf das Gebäude geschleudert, wobei die Figurengruppe schwer beschädigt wurde.

Verschiedene Schäden

Am Skulpturenschmuck waren verschiedene Arten von Schäden vorzufinden. Zum einen verursachten die mechanischen Schäden durch den Baukran so gut wie einen Totalschaden an den Attributen aus Kupferblech sowie der barocken Weltkugel. Dann erlitten die Kalksandstein-Skulpturen auch Schäden durch Verwitterung sowie durch das Benutzen falscher Materialien bei den vorherigen Restaurierungsarbeiten. Die Eisenarmierungen und Eisenverzapfungen waren bereits stark korrodiert, wodurch Schäden auch am Stein entstanden. Während der Befundung stieß unsere Firma auf die ursprüngliche Fassung in Bleiweiß, was mittels Laborbefund bestätigt werden konnte. Diese Technik der Öl-Bleiweißfassung ist eine barocke Entwicklung, welche zur Imitation von Marmor diente. Sie dient auch dem Schutz vor Verwitterung.

Eine neue Constantia

Ziel der Restaurierung war die statische Sanierung der Mittelgruppe sowie die Wiederherstellung des Gesamteindrucks. Dabei konnten die Trophäengruppen an den Ecken in situ restauriert werden, aber der Großteil der Mittelgruppe sowie die Metallattribute wurden in unser Atelier gebracht.

 

Die Figur der Fortitudo (rechts) konnte zusammengesetzt und restauriert werden, wohingegen die Figur der Constantia (links) neu hergestellt werden musste. Dafür wurden ebenfalls historische Fotos aus der Zeit vor dem Bombentreffer 1945 herangezogen. Da die Steinbrüche in Zogelsdorf nicht mehr aktiv sind, wurde der aus Italien stammende Kalksandstein Pietra di Vicenza für die Neuherstellung genutzt. Zur Befestigung der Monumentalfiguren wurde ein V4A-Stützgerüst aus einer Kombination von I- und U-Trägern von einem Statiker entworfen. Abschließend wurden die Skulpturen gemäß den historischen Vorgaben zum Schutz vor schädigenden Witterungseinflüssen mit einer Bleiweißfassung verdünnt mit Terpentinöl versehen.

 

Auch der untere Teil des mittleren Attikaaufbaus wurde in situ restauriert. Bei der Montage der Vierungen zeigte sich, dass der untere Sockel kein kompakter Monolith war, sondern ein Flickenwerk aus mehr oder weniger großen Quadern, die im Inneren zwei Hohlräume beherbergten. Auch der obere Teil des Figurensockels bestand aus Stückwerk. Der Sockel wurde in vier Stücke, zwei massive Blöcke und zwei profilierte Steinplatten als Abdeckung geteilt.

 

Bestehende Armierungen aus Eisen wurden nur entfernt, wenn sie locker waren, und durch Neue aus gedrehtem Nirostastahl ersetzt. Ansonsten wurden die alten Klammern gereinigt, mit Ölfirnis rostschutzbehandelt und mit Bleiminium grundiert.

Im Zuge der Metallrestaurierung mussten fehlende Wolkenteile in Kupferblech nachgetrieben werden und das Fahnenblatt neu hergestellt werden. Die Herstellung der neuen Zierteile erfolgte mittels Galvanoplastik.