Kreuzigungsgruppe in St. Pölten

Die barocke Kreuzigungsgruppe, welche an die Leiden Christi erinnert, stellt ein bedeutsames Zeitdokument der Stadt St. Pölten dar. Sie befindet sich am südlichen Ende der Linzer Straße. Die von Umwelteinflüssen stark angegriffene Substanz war teilweise in desolatem Zustand, wodurch nur Natursteinvierungen anstelle von Ergänzungen in Frage kamen. Unsere Firma sorgte während der Restaurierungsjahre 2019 bis 2021 für die wiederhergestellte Lesbarkeit der Formen sowie für eine erneuerte Verankerung im neu hergestellten Fundament.

 

Von Bürgerin gestiftet

Sechs Jahre nach dem Tod der St. Pöltner Bürgerin Katherina Trinkl im Jahr 1740 begann gemäß ihrem Testament die Errichtung eines Kalvarienberges. Sie hatte dem Stift St. Pölten dafür 800 Gulden hinterlassen, welcher allerdings erst spät Interesse an der Verwirklichung gezeigt hatte. Bildhauer Peter Widerin wurde mit der Anfertigung von fünf Statuen aus Eggenburger Sandstein beauftragt und Barockbaumeister Franz Munggenast übernahm die Maurerarbeiten sowie das Fundament. Das Stadtmuseum St. Pölten beherbergt je eine Entwurfzeichnung von Munggenast und Widerin. Durch den Bau der Eisenbahnlinien und der heutigen Landesstraße B1 im 19. Jahrhundert wurde der Kalvarienberg wohl deutlich umgestaltet. Heute fehlen der Stiegenaufgang von Munggenast sowie Widerins Statue der Maria Magdalena. In der Entwurfszeichnung umklammert sie das Christuskreuz. Jener Sockel trägt die Inschrift „Renoviert 1967 (?) A. Loidl. 1992“. Erhalten sind heute der vier Meter hohe Christus am Kreuze, zwei Schächer am Kreuz (Dismas und Gestas), Maria sowie Apostel Johannes.

Erhebliche Substanzschäden

Erst nach der Reinigung zeigte sich das gesamte Ausmaß der Schäden. Tiefgreifende Risse und Ausbrüche, sowie rostende Armierungen und mürbe Steinpartien wurden dadurch offenbart. Es mussten also zur Rissschließung neue Armierungen, Vernadelungen und Verzapfungen aus Nirostamaterialien bzw. Glasfiber oder Kohlefaserstäben gesetzt werden. Um die bestehende Gefahr der statischen Instabilität zu vermeiden, wurden die Figuren abmontiert. Viele Bereiche waren bereits rückgewittert und die Formen nur schwer lesbar. Bruchstücke bzw. vorangegangene Ergänzungen waren ebenfalls mürbe. Nicht nur pflanzlicher Bewuchs, sondern auch Ameisenansiedlungen schädigten die Substanz dazu erheblich.

Die Leiden Christi neu lesbar

Einen großen Teil der Restaurierungsarbeiten bildeten Ergänzungen, die mit hydraulischen Steinergänzungsmassen hergestellt wurden, welche in Farbe, Material und Struktur dem vorhandenen Bestand entsprechend angepasst wurden. Da einzelne Partien jedoch so mürbe waren, dass eine Ergänzung ausgeschlossen war, wurden diese Bereiche durch Natursteinvierungen aus Zogelsdorfer Kalksandstein ergänzt. Größere Fehlstellen wie Arme, Beine und Füße wurden dabei ebenfalls durch bildhauerische Natursteinvierungen ergänzt, um die Lesbarkeit der Formen wiederherzustellen. Für die Aufstellung der Figuren wurde eine spezielle Methode verwendet. Dabei wurden die Fundamente auf eine Tiefe von einem Meter angebohrt und anschließend Nirostagewindestangen zur Verzapfung bzw. Verankerung der Figuren mit fließfähigem Injektionsmörtel eingeklebt. Vor Ort wurden die Figuren dann auf die Gewindestangen aufgefädelt und mit Botament bzw. Injektionsmörtel verklebt. Somit sind sie auch für zukünftige Restaurierungsarbeiten einfacher abbaubar.