Ministeriumsgebäude am Stubenring

Das damalige k. u. k. Kriegsministerium am Stubenring bedeckt insgesamt eine Grundfläche von 13.815 m2, umschließt neun Höfe und ist mit seinen 200 m Länge eines der größten Amtsgebäude Wiens. Bekrönt wird es von einem Doppeladler aus Bronze. Heute ist es Sitz diverser Bundesministerien. Unsere Firma restaurierte 2021 die Architekturgliederungselemente sowie die Zierteile der Fassade, welche durch Rostsprengungen stark in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Kaiserlich und königliches Kriegsministerium

Der siebengeschossige Gebäudekomplex wurde in den Jahren 1909 bis 1913 nach den Entwürfen Ludwig Baumanns für das Reichskriegsministerium errichtet. Am 8. Juni 1913 wurde das Bauwerk von Kaiser Franz Joseph I. feierlich eröffnet.

 

Auf Wunsch von Erzherzog Franz Ferdinand wurde auf dem Dach des Gebäudes ein monumentaler Doppeladler aus Bronze mit einem Gewicht von 40 Tonnen und einer Flügelspannweite von 15m angebracht. Dafür musste eine Attikazone geschaffen werden, wodurch ein weiteres Stockwerk untergebracht werden konnte. Der Doppeladler symbolisiert die bewaffnete Macht der Donaumonarchie. Auch die anderen Zierteile der Fassade versinnbildlichen die allegorische Darstellung von „Kampf“ und „Sieg“.

 

Das Radetzky-Denkmal vor dem Gebäude wurde bereits bei der Planung in das optische Gesamtkonzept miteinbezogen und 1912 dann vom Platz am Hof an den Stubenring transloziert. Es wurde 1892 von Caspar von Zumbusch geschaffen.
Für die Kommunikation mit den Schiffen der Kriegsmarine wurden Telefon- und Radiotelegrafieanlagen entworfen. Dafür wurde unter dem Steinputz der Außenfassaden ein dichtes Netz von Siliziumbronzedrähten gespannt. Nachdem diese Anlagen nach dem Ersten Weltkrieg keine Verwendung mehr hatten, befand sich die Radio-Verkehrs-AG (RAVAG) von 1924 bis 1926 im Regierungsgebäude. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude durch mehrere Bombentreffer und eine Munitionsexplosion stark beschädigt, woraufhin umfangreiche Restaurierungsarbeiten stattfanden. Heute ist das Gebäude der Hauptsitz von drei Ministerien.

Rostsprengungen

Seit 1913 wurde das Regierungsgebäude zweimal überarbeitet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Fehlstellen im Fassadenbereich mit grobem Kalkzementmörtel ergänzt, die Zierteile mit grobem Gussmörtel nachgegossen und die Fassadenflächen hellgrau gestrichen. Bei den Restaurierungsarbeiten in den 1990er Jahren wurden die Nullflächen und Gussteile dann weiß grundiert und mit einer gebrochen weißen beigefarbenen Silikatfarbe mit Dispersionsanteil gefasst.

 

Die gravierendsten Schäden wurden durch Rostsprengung verursacht. Denn bei den vorherigen Restaurierungsarbeiten wurden Eisenarmierungen und Torstahlarmierungen für die Halterung der Zierteile eingesetzt. Diese wie auch die Verankerungen zwischen Gebäude und Doppeladler waren stark rostend und verursachten Absprengungen, Verfärbungen sowie Risse.

 

Einige Metallteile des bronzenen Skulpturenschmucks waren verbogen oder gerissen. Es wurden unter anderem auch Ausbrüche vorgefunden. Dazu bildeten sich im Inneren der Doppeladler-Konstruktion an den Tiefpunkten Wasser. Daher kam es im Anschlussbereich zur Fassade zu Wasseraustritten aus dem Inneren und verursachte Feuchtigkeitsschäden im Bereich der Attikamauer.

Strahlender Dekor

Freiliegende Halterungen wurden mittels Sandstrahlen gereinigt und mit aktivem Rostschutz versehen. Gerissene Eisenhalterungen wurden durch Nirostaelemente ersetzt.
Die Fassadenflächen wurden mittels Niederdruckdirektstrahlverfahren gereinigt. Feingliedrige Architektur- und Zierteile sowie die Skulpturengruppe im Giebel wurden mit Mikrosandstrahlgeräten gereinigt. Dadurch konnten Beschädigungen der originalen Oberfläche weitestgehend verhindert werden.

 

Da sich knapp unter der Betonoberfläche Armierungseisen befinden, wurden zur Verzögerung des Korrosionsbeginn die Architektur- und Zierteile mit einer korrosionsinhibierenden Imprägnierung behandelt. Für Ergänzungen, Kittungen und Inkrustationen wurde Kunststeinmörtel verwendet, welcher in seinem optischen Erscheinungsbild und seinem physikalischen Verhalten dem Material des Objekts angepasst wurde.

 

Einige Kittungen und Ergänzungen von abgebrochenen Ecken und Kanten wurden mit Nirostastäben bewehrt. Auch Glasfiberstäbe kamen dabei zum Einsatz. Einige Guttae im Bereich des Hauptgesimses wurden durch Neugüsse ersetzt.
Stark aufgewitterte Oberflächen wurden anschließend mit silikatisch gebundenen Schlämmen grundiert. Die geschlämmten und die übrigen Kunststeinteile wurden mit Silikonharzfarbe im befundeten Ton zweimal gefasst. Zum weiteren Schutz der Oberfläche wurde sie abschließend einer Hydrophobierung unterzogen.

 

Auch am Doppeladler mussten einige Maßnahmen durchgeführt werden. An den Tiefpunkten der Bronze wurden Bohrungen zur Verbesserung der Luftzirkulation vorgenommen. Bei einigen getauschten Schrauben, vor allem im Bereich zweier Attributanschlüsse, wurden zu kleine Beilagsscheiben verwendet, die durch größere ersetzt wurden und mit Korrosionsschutz behandelt wurden.